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Interessantes rund ums Auge

Regelmäßig hört man von Menschen, die eine Farbschwäche und deshalb Schwierigkeiten haben, farblich ähnliche Dinge auseinanderzuhalten, die für Nicht-Betroffene ganz selbstverständlich sind. Häufig geht es dabei um die sog. Rot-Grün-Schwäche. Dabei handelt es sich um eine genetisch bedingte Sehschwäche. Die Intensität und Farbsättigung, die uns normalerweise Rot und Grün klar voneinander trennen lässt, ist hier deutlich abgeschwächt – Betroffene haben ein deutlich vermindertes Farbspektrum und können deshalb vor allem im Verkehr Probleme bekommen. Man denke hier nur einmal an Ampelsysteme und Hinweisschilder.

Nicht zu verwechseln ist die Rot-Grün-Schwäche jedoch mit der Rot-Grün-Blindheit. Wir geben hier einen Einblick, wie Menschen mit einer Rot-Grün-Schwäche die Welt sehen und was das für den Alltag bedeutet.

Menschen mit einer Rot-Grün-Schwäche können teilweise Farben nicht voneinander unterscheiden

Man sollte sich erst einmal klar machen, was eine Rot-Grün-Schwäche eigentlich bedeutet: Betroffene können die Farben Rot und Grün nur bedingt voneinander unterscheiden – eine Rot-Grün-Blindheit sagt hingegen aus, dass diese Farben tatsächlich nicht sichtbar sind und Betroffene in dieser Form blind für wichtige Signalfarben unseres Alltags sind. Wie sich eine anomale Trichromasie auswirkt, so der korrekte medizinische Terminus, hängt von folgenden Gegebenheiten ab:

-          Eine Rot-Sehschwäche (Protanomalie) führt dazu, dass Rot schwächer wahrgenommen wird und eine Unterscheidung zu Grün entsprechend schwierig ist.

-          Die Grün-Sehschwäche (Deuteranomalie) sagt hingegen aus, dass Grün in verminderter Form wahrgenommen wird, sodass die Unterscheidung zu Rot eingeschränkt ist.

Merke: Beide Ausprägungen fassen wir unter einer Rot-Grün-Schwäche zusammen. Es handelt sich bei allen genannten Sehschwächen um genetisch bedingte Fehlprogrammierungen, die auf die Wahrnehmung von Farben in den dafür zuständigen Sinneszellen wirken.

Wie muss ich mir das vorstellen – wie sieht jemand mit Rot-Grün-Schwäche ganz konkret?

Wir haben im vorherigen Absatz bereits etwas über Sinneszellen erfahren, doch hier müssen wir zunächst ein wenig differenzieren. Damit wir Farben sehen können, kommt es auf das Zusammenspiel von Licht, den Sinneszellen sowie dem Gehirn an. Die Netzhaut unserer Augen verfügt über insgesamt drei Sinneszellen, die je nach Wellenlänge der Lichtreflektion an diesem Tag eine andere Wahrnehmung ermöglichen. Es handelt sich dabei um Blau-Zapfenzellen (kurzwelliges Licht), Grün-Zapfenzellen (mittelwelliges Licht) sowie Rot-Zapfenzellen (langwelliges Licht). Ein bestimmtes Pigment namens Rhodopsin, dessen Inhaltsstoff ein Protein namens Opsin ist, weist unterschiedliche Lichtempfindlichkeiten auf.

Da bedeutet konkret: Wenn das Pigment in einer Zapfenzelle nicht richtig funktioniert, also bestimmte Wellenlängen nicht korrekt abgedeckt werden, führt das zu einer Farbsehstörung. Man kann auch davon sprechen, dass die Zapfenwellen eine Schwächung aufweisen. Anstatt, wie im Normalfall, annähernd 200 Farb-, etwa 26 Sättigungstöne sowie bis zu 500 Helligkeitsstufen durch das Gehirn zu verarbeiten, haben Menschen mit einer Rot-Grün-Schwäche ein eingeschränktes Farbspektrum. Sie nehmen Blau und Gelb in Nuancen wahr, können jedoch stets auf beiden Augen nur schwerlich Rot und Grün auseinanderhalten.

Mehr Männer als Frauen von einer Rot-Grün-Schwäche betroffen

Diese Art der Sehstörung ist grundsätzlich angeboren und lässt sich, das zeigen umfassende Studien, in Form des Opsin-Gens auf dem X-Chromosom lokalisieren. Das bedeutet im Klartext, dass wesentlich mehr Männer als Frauen betroffen sind. Dem Mann fehlt aufgrund des einzigen X-Chromosoms letztlich die Korrekturmöglichkeit, um einen Defekt eines der Opsin-Gene auszugleichen. Etwa ein Prozent der Männer haben eine Rot-Sehschwäche, wohingegen man von bis zu fünf Prozent bei der Grün-Sehschwäche ausgehen kann. Für Frauen liegen die Werte entsprechend bei 0,03 Prozent bzw. 0,5 Prozent.

Es gibt weder eine Therapie noch ändert sich die Rot-Grün-Schwäche im Verlauf des Lebens wesentlich in Ihrer Ausprägung.